Außenlandungen im Gebirge (bei Thermik, nicht so bei Mistral oder Föhn) sind eigentlich kein Problem. Und das sagt Horst, der bei einer Außenlandung am Mt. Blanc seinen Flieger verbogen hat !!
Es gibt genügend Felder. Wenn du als relativer Anfänger in den Bergen immer einen Gleitwinkel von 1:10 zum nächsten Feld einhältst (Navigation wird dabei zunächst als problemlos betrachtet), dann bist wahrscheinlich auf der sicheren Seite.
Mit zunehmender Erfahrung wirst du sicher auch einmal aus dem Sonnenschein über den Gipfeln in brenzligere Situationen zwischen den Steinen kommen, in denen du zu einem Landefeld fliegen musst. Dann wirst du zunächst die Erfahrung machen, dass die Vorsicht von 1:10 reichlich ist.
Wenn du noch mehr in den Steinen fliegst, wirst du deshalb den Sicherheitsgleitwinkel flacher wählen : 1:15 oder 1:20. Und du wirst die Erfahrung machen, dass es damit und sogar mit 1:10 auch schon mal knapp werden kann.
Mach dir deshalb keine Sorgen, wenn du zum ersten Mal ins Gebirge fährst. Wenn du nicht zu den testosteron-geschwängerten Piloten ohne Selbstzweifel gehörst, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ohne sehr sehr viele unglückliche Umstände in eine solche Situation geraten. Dir wird der Stift vorher schon auf Grundeis gehen, und du wirst schon lange über einem Landefeld kreisen, wenn die Erfahreneren sich noch nicht geschlagen gegeben haben und weiter probieren.
Im Gebirge gelten für Außenlandungen natürlich alle bisherigen Aussagen und Vorsichtsmaßnahmen und Regeln zu Außenlandungen im Flachland ebenfalls.
Wenn du auf einem ansteigenden Feld landen musst, dann denke daran, dass du gehörige Überfahrt brauchst, um der Abfangbogen zu fliegen, insbesondere dann, wenn du mit Rückenwind landen musst.
Dem Wind musst du im Gebirge noch mehr Aufmerksamkeit schenken als im Flachland. Neben den Einflüssen des Gradientenwindes / synoptischen Windes gibt es lokale Windsysteme (Talwindsysteme, Passüberströmungen), die den Gradientenwind überlagern, ja umdrehen, und die dich an vielen Stellen gefährlich überraschen können. Beispiele:
- Flugplatz Sollière (kein Talwind aus Südwest sondern Nordostwind, kommt über den Col de Mt. Cenis aus Italien)
- Toblach (Wind aus Ost, Talwind aus dem Drautal)
- Lienz (Der Krieg zwischen dem synoptischen Nordwest- oder West- oder Nordwind und dem Talwindsystem findet genau über dem Platz in Nikolsdorf statt und hat durch extreme Windsprünge und Microbursts auch schon die gleichen erfahrenen einheimischen Piloten in die Weiden geknallt, die uns Fremde vorgewarnt haben).
Im Falle von Mistral oder Föhn kann das Landefeld gar nicht lang genug sein, der Anflug kann gar nicht frei genug sein, .... (siehe auch Landungen bei Starkwind)
Bitte behalte den Wind im Gebirge auch bei scheinbar problemlosen Situationen scharf im Auge. Ich habe schon erlebt, dass ich die gesamte Vorbereitung der Außenlandung korrekt und akribisch abgeschlossen hatte und im Queranflug von einem 180° Windwechsel mit beträchtlicher Stärke überrascht wurde.
Mein Glück war, dass ein Bauer beim Eggen Staub aufgewirbelt hat, an dem ich mich orientiert hatte. Der Bauer war vorher immer mit Rückenwind und der Egge in der Luft über sein Feld gefahren und hat am anderen Ende gegen den Wind wieder die Egge gesenkt. Ich nehme an, er fand das Staubschlucken auch nicht lustig. Im Queranflug sah ich den Bauern plötzlich von seinem selbst aufgewirbelten Staub eingehüllt.
Wäre der Acker nicht so lang gewesen, hätte das Scherben gegeben.
Horst hat einen elektronischen Katalog von allen bekannten Außenlandefeldern (nicht nur) der Alpen. Die sind im Laufe der Jahre zusammengetragen worden und beruhen auf Informationen aus vielen Quellen. Du musst eingeloggt sein, um diese Download-Bereiche einsehen zu können.
Da du sicher nicht alle Tage deines Urlaubs in den Bergen fliegen willst und kannst, ist es immer eine gute Idee, einen Motorrad- oder auch Autoausflug zu machen, um dir die umliegende Außenlandefelder einmal vom Boden aus anzuschauen. Du wirst sehen, das ist erkenntnisreich. Die wunderschön bebilderten Kataloge von Außenlandefeldern geben dir nicht annähernd die Eindrücke, die dich schaudern lassen, wenn du dir vor Ort überlegst, an einem schwierigen Feld landen zu müssen (St Blaise im Brianconnais mit seiner Hochspannungsleitung, Landry mit seinem Gefälle und seinen Holzpfosten). Außerdem bekommst du bei der Fahrerei einen Eindruck von der Tiefe der Täler, über denen oder in denen du dich bewegst.