Helmut hält an seinem Modell fest : Es gibt zwar eine ununterbrochene Aufwindstraße, aber die zeichnet sich dadurch aus, dass es Stellen gibt (bei ihm punktförmig), an denen sich zu kurbeln lohnt.
Hier das krasse Gegenteil : Ein gleichmässig angeblasener Hang erstreckt sich von Horizont zu Horizont und liegt auf dem Flugweg. Wie schnell muss ich am Hang fliegen ?
Abgesehen von der rein praktischen, taktischen Aufgabe, das Höhenband zu finden, in dem der Aufwind am Hang am stärksten ist (in der Regel zwischen 2/3 und 5/6 der Hanghöhe), ist die Antwort auf die Frage ganz einfach. Ich fliege so schnell, dass ich gerade keine Höhe verliere.
Trägt mich der Hang in meiner LS4 gerade so mit 0 m/s, also mit 0,6 m/s Luftmassensteigen, dann muss ich mit der Geschwindigkeit des geringsten Sinkens fliegen, also mit einem MC-Wert unter NULL. Bei einer leeren LS4 sind das ca. 84 km/h. Vorhaltewinkel und Windeinfluss sollen mal hier vernachlässigt bleiben.
Erzeugt der Hang ein Luftmassensteigen von 1,5 m/s, muss ich mit dieser leeren LS4 schon mit 155 km/h am Hang entlangfräsen, damit meine Höhe nicht zunimmt.
Dabei wird unvermeidbar Endorphin ausgeschüttet - und das ist der Grund, warum das Weserbergland und Rieti so attraktiv sind.
Und jetzt übertragen wir das Beispiel auf eine Wolkenstraße - und ich gehe dabei davon aus, dass es unter dieser Wolkenstraße keinen ausgeprägten Steigzentren gibt und dass diese Wolkenstraße eher schwaches Steigen hergibt (ich denke an Hans-Werner's Flüge zurück).
Wie schnell soll da geflogen werden ?
Trägt mich die Reihung in meiner LS4 gerade so mit 0 m/s, also mit 0,6 m/s Luftmassensteigen, dann muss ich mit der Geschwindigkeit des geringsten Sinkens fliegen, also mit einem MC-Wert unter NULL. Bei einer leeren LS4 sind das ca. 84 km/h.
Wenn die Wolkenstraße oder die Reihung mehr hergibt, zB 1,5 m/s im Mittel, dann .... (siehe oben : Thema Glücksgefühl). So bekommen Reinhard Schramme und Frerk Frommholz auch schon unter eher schwachen Wolkenstraßen respekteinflößende Schnitte zusammen.
Die Schnitte, die so erzielt werden können, hat eigentlich Helmut Reichmann korrekt beschrieben, aber er vertieft sich nicht in den Gedanken. Er konzentriert alle seine Überlegungen auf den Fall, dass es Steigzentren gibt, die das Steigen der Straße, des Hanges deutlich übertreffen.
Was aber, wenn das nicht so ist ? Wenn es keine Reichmann'schen punktuellen Steigzentren gibt ? Diesen "Betriebsfall" hat Helmut nicht als relevant betrachtet, obwohl dieser Fall eher der Realität entspricht als seine hochgezüchteten Wolkenstraßen.
Unabhängig von dieser "Herleitung" gibt es ein offensichtliches Argument dagegen, unter einer Wolkenstraße ohne ausgeprägte Steigzentren nach der Reichmann-Theorie schnell zu fliegen und die Wolkenhöhe zu verlassen :
- Es wird schwierig die gegenüber dem Durchschnittssteigen unter der Straße schwachen Zentren zu finden und zu zentrieren. Es kostet Zeit und das resultierende mittlere Steigen wird schlecht sein. Es wird also schlichtweg unökonomisch, so zu fliegen.
Und selbst wenn es fühlbare Zentren gäbe, wäre es wahrscheinlich immer noch ökonomischer geradeaus durch die Thermik zu fliegen, als beim Kurbeln - nach verlorener Zentrierzeit - auf die Hälfte des Auftriebs zu verzichten.
Und genau da sind wir bei den norddeutschen Speedstern angelangt. So machen die das. Und so hat es H.-W. Grosse schon 1972 vorgemacht. Lest nur seine alten Flugberichte und jetzt auch Frerk Frommholzens neue Flugberichte.
Als wettertechnisch minderbemittelter Süddeutscher muss ich natürlich neidvoll betonen: Schön ausgeprägte Wolkenstraßen Schramme'scher Prägung gibt es hier im Süden äußerst selten. Deshalb erwarte ich nicht, dass je jemand südlich der Weser den OLC Speed Cup gewinnen wird. Diese Wolkenstraßen darf man nur im Flachland erwarten, in der Lüneburger Heide, in der Mark und auf dem Fläming bis in die polnischen Heidewälder.
Aber weil wir Süddeutsche auch nicht gerne kurbeln, versuchen wir das trotzdem unter nicht idealen Bedingungen. Wir nennen es : Schwabbeln.
Beim Schwabbeln wird mit einem ganz niedrigen MC-Wert versucht, die Höhe in schwacher Thermik oder in "schlechten" Reihungen zu halten.