Auf Wettbewerben musst du damit rechnen in Pulks zu fliegen.

Das wird dich als Anfänger in deiner Aufmerksamkeit stark belasten. Es ist ein Henne-Ei-Problem : Du kannst es am Anfang nicht, kannst es aber nur lernen, wenn du es tust. Irgendwann musst du im Pulk fliegen. Es wird sich nicht vermeiden lassen und - mehr noch - es ist manchmal wettbewerbstaktisch unklug, nicht im Pulk zu fliegen.

Was ist besonderes daran ?

Normalerweise beim Fliegen am Platz hat dich dein Fluglehrer immer angetrieben, alle deine Kollegen, mindestens die im gleichen Bart, zu "verfolgen", im Auge zu behalten. Du musstest immer wissen, wo sie zu jedem Zeitpunkt waren.

Enges FliegenWenn du in einem Pulk von 10 Flugzeugen oder mehr fliegst, geht das natürlich nicht mehr. Du kannst nur noch die verfolgen und beobachten, die dir nahe sind, auf deiner Höhe, knapp drüber und drunter. Du musst dich auch auf deren diszipliniertes Fliegen verlassen und die sich auf deines.

Im Pulk musst du dich auf dein akustisches Vario und dein Gefühl im Hintern verlassen. Blicke ins Cockpit müssen ganz kurz sein, deine Augen sind möglichst immer nach draußen gerichtet. Im Pulk bleibt man auf der Sicherheitsfrequenz, aus offensichtlichen Gründen.

Kurbeln im PulkIn großen Pulks ist aggressives Kurbeln gefährlich und verpönt. Du kannst nicht einfach einen engeren Kreis fliegen und deinen Vordermann innen überholen. So was geht nur mit Vorankündigung über Funk - und dann meist gegen den Protest der Kollegen. Und wenn du dann den Pulk nicht deutlich schnell übersteigst, hörst du keine freundlichen Worte. Allerdings, wenn du vorbei steigst, bist du der Held. Du kannst sicher sein, dass alle unter dir nacheinander in den engen Kreis gehen und nachkommen. Es kommt leider vor, dass sich Pulks auf diese Weise am Kurbeln im besten Steigen hindern und außen rum fliegen, das ist aber ein Zeichen für unerfahrene Piloten.

Oft wird das Pulkfliegen beim Abflugzeit-Poker geübt. Das ist die gefährlichste Variante. Obwohl die Abflughöhe aus Sicherheitsgründen beschränkt ist auf - vielleicht - dreiviertel der Wolkenhöhe, kleben alle unter den Wolken und fliegen in den Fetzen rum.

Nennt sich gemeinhin : "Chinesisches Baumhocken"

Unter dem PulkHalte dich da raus. Bleibe 50 bis 100 m tiefer. Wenn die Horde sich aufmacht abzufliegen, kannst du in Ruhe noch drei Kreise machen, alleine an die Basis gehen, falls das notwendig sein sollte, und abfliegen. Drei Kreise, das sind max. 3 Minuten. Die holst du bis zum ersten Bart allemal ein und bist dann, wenn du den Pulkbart wählst, schön unten drunter und kannst kurbeln, ohne gestört zu werden.

Das ist natürlich auch wieder nicht ganz einfach. Wenn der Pulk über dir kurbelt, musst du dich von deren Kurvengeometrie völlig frei machen. Du musst, wenn du niemand störst, deinen eigenen Steigkern finden. Du wirst es erleben, dass du eigene 3 m/s findest, dass der Pulk aber den Bart aufgibt und wegfliegt. Du bleibst in deinem Steigen bis oben hin. Dann ist die Chance groß, dass du den Pulk beim nächsten Treffen von oben siehst.

Wenn du den Eindruck hast, der Pulk fliegt nicht aggressiv genug, bist du taktisch gefordert. Dann musst du vielleicht Vorreiter spielen.

Falls du im oberen Drittel der Pulkhöhe abfliegst, können drei Dinge eintreten:

  • Du reißt den Pulk vom alten Bart los und er folgt dir. Das passiert immer dann, wenn man dich kennt und du für schnelles erfolgreiches Fliegen bekannt bist.
  • Du reißt den Pulk vom alten Bart los und er folgt dir, aber vorsichtig und zögerlich. Das passiert immer dann, wenn man dich kennt, du aber nicht immer erfolgreich fliegst.
  • Der Pulk folgt dir nicht. Das passiert dann, wenn du noch ein "Nobody" bist.

Im ersten Fall kannst du sehr offensiv vorne wegfliegen. Die Chance, dass dich der Pulk alleine in den Boden fliegen lässt und hinter dir einen guten Bart aufmacht, ist recht gering. Beim Hochziehen und Schlenkern musst du dich halt mal ein wenig umdrehen und nachschauen. Selbst wenn du dann in einem schwachen Bart annimmst, ist der Pulk wieder da und hilft dir, ein besseres Zentrum zu suchen. Also fliegst du ohne viel Risiko. Ein wenig Risiko bleibt, denn wenn du an einem guten Bart vorbeifliegst, den der Pulk hinter dir mitnimmt, siehst du alt aus. Aber wir haben diesen Fall ja konstruiert unter der Voraussetzung, dass du zu den "Guten" gehörst, dass dir solche Fehler nicht passieren.

Im zweiten Fall musst du dem Pulk misstrauen, denn die lassen dich ziemlich sicher alleine. Wenn das passiert, ist es angebracht, auf normale Alleine-Überlandflug-Taktik umzuschalten: Oben schnell - unten langsam. Nur wenn der Pulk in weniger als 2 km Entfernung hinter dir einen sehr guten Bart aufgemacht hat, ist es sinnvoll zurückzufliegen.

Im dritten Fall musst du diese Taktik von vorne herein fliegen.

 

 

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