Wir gehen davon aus, dass du vor dem Schein das Kurbeln schon gelernt hast. Aber kannst du das rechts wie links herum ? Gleich gut ?

Wir verstehen, dass du noch Schwierigkeiten hast, immer (relativ zum verfügbaren Steigen) gleich gut zu kurbeln. Und dir ist sicher schon irgend so ein Lümmel weg gestiegen, während du wie ein Verrückter den Knüppel weich geknetet und dein Bestes gegeben hast.

Diese Defizite müssen verschwinden. Was ist zu tun ? Offensichtlich : Üben, üben, üben !

Hier schlagen wir dir hier Übungen vor, die du alleine oder gemeinsam mit ein oder zwei Kollegen durchführen kannst. Das Ganze macht Spaß und ist alles andere als langweilig, hat sogar Wettkampfcharakter. Wenn du alleine fliegst, siehst du das Ergebniss deiner Bemühungen nicht sofort, sondern erst beim abendlichen Auswerten deines IGC-Files. Wenn du zusammen mit anderen fliegst, hast du den Vergleich sofort.

 

Wie eignet man sich die Fähigkeit an, schnell Höhe zu machen?

 

Diese Übungen passen gut zu schwachem Wetter, wenn Überlandflug sowieso nicht zur Debatte steht. Da ist es praktisch, dass Kurbeln - neben dem Hangflug - die einzige Übungssituation im Segelfliegen ist, die man beliebig oft wiederholen kann.

Übung 1

Setze dir die Aufgabe, innerhalb einer / zweier Flugstunden einen maximalen Höhenzuwachs zu erkurbeln. Dabei ist es erlaubt, den gleichen Bart mehrfach zu nutzen.

Es ist sinnvoll, nach dem Aussteigen aus dem Bart möglichst schnell (mit Klappen und Slip) Höhe zu vernichten, um wieder mit dem Steigen zu beginnen. Allerdings musst du mindestens 2 km vom Bart wegfliegen, damit ein erneutes Zentrieren notwendig wird.

Den Flug kannst du sehr einfach mit dem geloggerten IGC-File auswerten. Wenn du den IGC-File mit einem Programm wie SeeYou anschaust, kannst du aus der Barogrammdarstellung und der Statistik alles ablesen, was du dazu brauchst.

Zunächst kannst du je Kurbelhub sehen, wieviel Meter du gestiegen bist, du siehst die Zeit, die zwischen dem letzten Sinken und dem danach nächsten Sinken verflossen ist, - du siehst das über den Kurbelhub erflogene mittlere Steigen.

Diese Zahl wird dir sicher zu niedrig vorkommen, denn du erinnerst dich an die Anzeige des "mittleren Steigens" aus deinem Variometer. Wir versprechen dir, die Anzeige aus dem SeeYou / StrePla stimmt. Das ist dein tatsächliches mittleres Steigen. Hier wird der erflogene Höhenunterschied geteilt durch die verbrauchten Sekunden. Im Vario siehst du was anderes. Du siehst die Varioanzeige so, als hätte das Vario eine Zeitkonstante von 20-30 Sekunden. Das bedeutet: Wenn du schlagartig aus dem Fallen kommend in einen konstanten 2 m/s Bart einkreisen würdest, wäre das "mittlere Steigen" des Vario nach 20 Sekunden bei ca 63 % von deinen 2 m/s angelangt, also bei 1,2 m/s, nach weiteren 20 Sekunden wäre das "mittlere Steigen" des Vario bei 1,7 m/s. Der angezeigte Wert schmiegt sich immer mehr der 2 m/s Grenze an. Aber die 5 Kreise, mit denen du mit +- 0 nach dem Zentrum gesucht hast, die hat dein Vario "vergessen". Aber dein Barogramm enthält sie und SeeYou kann sie berücksichtigen.

Eine Schwierigkeit musst du noch einbauen: Du musst in beiden Drehrichtungen kurbeln, jeweils einmal linksrum und dann einmal rechtsrum. Vielleicht hast du eine Schokoladenseite. Das darf nicht sein. Du musst auch in der Nicht-Schokoladen-Richtung gut kurbeln können. Wenn es ernst wird, musst du in jeder Richtung den Bart optimal annehmen können. Im Wettbewerb fliegst du im Pulk und kannst die Drehrichtung nicht frei bestimmen. Beim Überlandflug bist du ganz knapp vor dem Absaufen und bekommst auf der Nicht-Schokoladen-Seite einen Impuls.

Da wird vielleicht eine Vorliebe für eine Drehrichtung bleiben, aber es darf kein Nachteil für die andere Drehrichtung bleiben. Das ist das Haupt-Ziel der Übung.

 

Bei dieser Übung wirst du lernen, einigermaßen „GUT“ zu kurbeln, den Bart „GUT“ zu zentrieren, und du erfährst, dass ein Bart in der Regel unten schwach beginnt, nach oben stärker wird und ganz oben wieder schwächer wird. Ausnahmen bestätigen die Regel: Nur wenn die Wolken feucht-adiabatisch - aus eigener Kraft und Herrlichkeit - wachsen, aus Cumulus humilis wird Cumulus congestus, dann wird unter der Basis das Steigen besser.

Das „GUT“ haben wir in Anführungszeichen gesetzt, weil du ja „nur“ gegen dich selbst und die Zeit fliegt, aber keinen Vergleich zu einem erwiesenermaßen guten Piloten hat. Dazu siehe Übung 5.

Wenn du diesen Wettbewerb gegen dich selbst gewinnen willst, wirst du den Bart nicht von ganz unten nach ganz oben kurbeln, sondern dir die Sahnescheibe in der Mitte raus schneiden. Aber: Wenn du die Scheibe zu dünn wählt, fällt das jeweils neue Zentrieren im Mittel zu stark ins Gewicht, und du hast kein optimales Ergebnis.

Diese Abschätzung, welches Höhenband man zum Kurbeln wählt, ist für die Durchschnitts­geschwindigkeit bei der Streckenfliegerei mit entscheidend. Und so kannst du das ausgezeichnet üben.

 

Übung 2

Wiederhole Übung 1, setze dir jedoch eine Höhengrenze, die niedrig liegt. Bleibe z.B. unter der halben Basishöhe oder noch niedriger.

Kurbeln musst du auch unter Stress können. Das ist das Ziel der Übung.

 

Übung 3

Das Ganze kannst du als Mini-Wettbewerb zwischen zwei oder drei gleichzeitig fliegenden Piloten (möglichst auf dem gleichen Flugzeugtyp) aufziehen. Das macht richtig Laune.

Du kannst variieren:

Wenn die Regel eingeführt wird, dass der gleiche Bart nicht sofort noch einmal angeflogen werden darf (mindestens 2 km daneben), bekommt das Ganze schon Überlandflug-Charakter, kann aber trotzdem in Platznähe stattfinden.

Dadurch, dass zwei (oder mehr) Piloten gleichzeitig den gleichen Bart nutzen, bekommt das Ganze Wettbewerbscharakter, denn so ist es in jedem Pulk. Das Fliegen relativ zueinander schult das Auge.

Du kannst dir dann Fragen beantworten wie:

  • Steige ich besser als der andere ?
  • Wo ist das Zentrum ?
  • Wie zentrieren wir gemeinsam / kooperativ ?
  • Wie fliegt man im Bart kooperativ ?

Das ist das Ziel der Übung - und es bringt die Routine im Zusammenfliegen, die das Teamfliegen später beim Überlandfliegen sicher macht.

Aber: Du musst das absprechen, sonst ergeben sich diese Vergleichssituationen nicht, oder es ergeben sich sogar Gefahrensituationen. Sauberer Funkkontakt ist absolut notwendig.

 

Übung 4

Wiederhole Übung 3, deine Kumpane fliegen wie gehabt, aber du verdeckst dein Variometer und schaltest den Audio-Ton aus. Die anderen Piloten sind dein Variometer. Du musst rausschauen und mindestens genauso gut steigen wie die. Das ist das Ziel der Übung.

 

Übung 5

Wenn du dieses Manöver gegen einen alten Hasen versucht, erkennst du, wie gut du wirklich schon kurbelst. Vielleicht sieht er ja schon "alt" aus gegen dich. Lass ihn alt aussehen. Das ist das Ziel der Übung.

 

Übung 6

Mit zunehmender Routine musst du dir sowieso wieder mit einem alten Hasen in den DoSi setzen, um dir die selbst anerzogenen Marotten wieder austreiben zu lassen, z.B. dem Knüppel das Wackeln wieder ab zu gewöhnen oder zu flach zu kurbeln.

Dein Knüppel muss ruhig stehen. Die Schräglage muss 40° betragen. Das ist das Ziel der Übung.

 

Übung 7

40° SchräglageBei uns im Westen Deutschlands kannst du damit rechnen, dass ein Bart, der beim Anschneiden einen 3 m Vario-Ausschlag erzeugt, nach dem Zentrieren 1 bis 1,2 m/s bringt. Das ist so ein 0-8-15-Bart, wie wir den oben für die Rechnung erfunden haben. Und dort, so zeigt die Rechnung, hat es keinen Sinn, mit weniger als 40° Schräglage zu kurbeln.

Aber: Wie bist du sicher, dass du 40-45° Schräglage fliegst?

Ich sage dir aus eigener Erfahrung, du wirst mit einiger Wahrscheinlichkeit deine Schräglage immer wieder überschätzen und zu flach kurbeln. Das geht mir auch so.

Dagegen gibt es ein einfaches Mittel:

Schau auf die Instrumente in deinem I-Brett. Die Verlängerung der Diagonale aus den Rundinstrumenten (hier die rote Linie) muss parallel mit dem Horizont liegen, dann fliegst du genau 45 ° Schräglage.

Auf diesem Bild ist leider wegen der Schneeschauer im Pustertal der Horizont nur zu erahnen. Ich habe das Bild so gedreht, dass der Horizont waagerecht erscheinen würde. Die rote Line steigt nach rechts an, also bin ich da etwas weniger steil als 45° geflogen. Aber es lohnt sich die Varios genauer zu betrachten !!

Du musst dir angewöhnen, nie unter 35° Schräglage zu kreisen. Das ist das Ziel der Übung.

 

Übung 8

Sicher kennen die alten Hasen an deinem Platz in Platznähe den Bart, der am zuverlässigsten von tief unten geht.

Versuche diesen Bart in immer niedrigeren Höhen anzunehmen. Gehe bei 400 m oben raus und vernichte deine Höhe mit den Klappen. Dann versuchst du den Bart in 200 m erneut anzunehmen. Wenn das klappt, dann versuche es in 150 m, danach in 120 m, eventuell sogar mit 100 m.

Es ist klar, du kannst das nur in Absprache mit dem Startleiter tun, denn wenn du den Anschluss nicht schaffst, musst du sofort landen. Ziel der Übung ist, oben zu bleiben.

 

Übung 9 - 16

Führe alle Übungen wie zuvor aus --- jedoch bei Blauthermik.

Ziel der Übung ist, alles bei Blauthermik genauso zu beherrschen.

 

Version 8 ---- Copyright © 2008 - 2020  Horst Rupp